Tag 7 Wasbüttel bis Seesen – Verfahrene Situationen

Tag 7 Wasbüttel bis Seesen – Verfahrene Situationen

29. August 2018 0 Von Manuela

Wir sind froh wieder am Kanal zu sein, auch wenn es diesmal der Mittellandkanal. Der Einstieg klappt problemlos, keine Böschung, sondern diesmal ist der Radweg unten. Der Abstieg über Serpentinen, die mit ein paar Steinen stabil gehalten werden, gelingt.
Es geht nicht gut, aber es geht.

Schon nach zwei Kilometern ist der Weg gesperrt. Warum und bis wohin bleibt ein Geheimnis. Das ist auch etwas, das uns ständig passiert. Plötzlich ist dort, wo der Radweg sein sollte eine Baustelle, ein Zaun oder sonst ein Hindernis. Es gibt manchmal ein Umleitungsschild, das uns nach einiger Zeit nirgendwohin führt, meistens gibt es kein Schild. Kein Weg führt am Zaun vorbei, außer wir schwimmen oder klettern. Also verlassen wir den Kanal und fahren wieder in ein Dorf, natürlich an der Straße entlang.

Zum Glück finden wir den Weg zurück nach ein paar Kilometern und können entspannt am Kanal weiter fahren. Dieser Abschnitt ist wunderschön. Das Wetter macht mit und wir sind bester Dinge. Bis Salzgitter ist es nicht mehr weit, wir müssen nur noch durch Braunschweig und Vechelde.

Wasbüttel bis Seesen
Am Kanal ist es wirklich schön

Betriebsgelände

Leider sind wir auf der falschen Uferseite. Hier ist das Betriebsgelände irgendeiner Fabrik, drüben könnten wir einfach weiter fahren. Eine Brücke ist nicht zu sehen. Wir erkunden das Betriebsgelände. Große Laster brausen in schneller Schussfahrt an uns vorbei, schließlich versperren Gitter uns den Weg. Durch Berge von Baustoffen und Kies suchen wir den Ausgang. Schließlich finden wir ihn und folgen einem Straßenschild Richtung Salzgitter. Was das bedeutet ist klar. Wir fahren mal wieder neben der Straße ohne Fahrradweg. Endlich sind wir da in Salzgitter Lebenstedt.
Das macht es leider nicht besser.

Wasbüttel bis Seesen
Eine Stadt wie ein Puzzle

Salzgitter – zerfasert und nervtötend

Ist Salzgitter überhaupt eine Stadt? Es wirkt wie eine willkürliche Zusammenstellung einzelner, kleiner und völlig uninteressanter Dörfer, in denen es im wesentlichen Autohändler gibt. Entsprechend schön ist die Fahrt durch Salzgitter. Hinzu kommt, dass kein Restaurant geöffnet hat. Wir haben Hunger und auch der Fahrradakku muss geladen werden, sonst ist hier Schluss!

Es ist Sonntag Mittag und früher war das doch mal die Hauptsaison für Restaurants? Was ist passiert in Salzgitter? Wir halten kurz an einer Tankstelle und bekommen den Hinweis, dass ein Lokal oben auf dem Berg wahrscheinlich geöffnet hat.
Also hecheln wir mit letzter Kraft nach oben auf den Berg. Doch der Inhaber will uns wieder wegschicken. „Die Küche braucht jetzt Pause“ sagt er.  Es reicht ein Blick, aus dem die totale Verzweiflung spricht, ihn dazu zu bringen, uns zwei große Salate und alkoholfreies Bier zu servieren.
Es ist 14:30 Uhr und wir haben noch ca. 50 Kilometer bis Seesen. Oh je, ob das zu schaffen ist?

Verfahrene Situationen

Gestärkt und mit frisch geladenem Akku geht es weiter. Vielleicht finde ich  Salzgitter auch so anstrengend, weil es mich an eine sehr gute Freundin erinnert. Wir haben viele Jahre miteinander verbracht aber seit einem Jahr plötzlich keinen Kontakt mehr. Ich weiß gar nicht so genau warum. Hier in Salzgitter denke ich natürlich ständig an sie. Ob ich ihr eine Nachricht schicken soll? Einfach so, dass ich durch Salzgitter fahre? Ich zögere. Aber was soll schon passieren. Entschlossen halte ich an und schicke ihr eine kurze Nachricht mit einem Bild von Salzgitter. Jetzt ist es besser. Wir sind raus aus Salzgitter.
Noch ein letzter Ort mit dem Namen Ringelheim, der auch zu Salzgitter gehören will und wir haben es geschafft.

Wasbüttel bis Seesen
Neue Herausforderungen

Allerdings haben wir uns zu früh gefreut. Es wird nämlich nicht besser. Wir suchen einen Ort mit dem Namen Nauen und finden ihn nicht. Er gehört mit Moisburg zu den Orten, die kein Schild haben, das in ihre Richtung zeigt. Der Mensch, den wir diesmal fragen, deutet nach vorne rechts, da müsse Nauen in etwa sein. Dazwischen gibt es aber nur einen Feldweg.  Verzweifelt stehen wir an der Straße. Erschöpfung und Ratlosigkeit verbreiten echt trübe Stimmung. Zum Glück hat mein Handy diesmal Netz und Google weist uns den Weg. Es geht tief hinein in den Wald.

Wald bei Seesen
Hoffentlich finden wir wieder raus

Ziel erreicht

Schließlich entscheiden wir uns für eine Pause. Das ist gut, das sollten wir viel häufiger machen. Der frische Duft der Bäume und die Ruhe entschädigen uns für all die Umwege und den Lärm an den Straßen. Wir teilen uns ein alkoholfreies Bier und die Brötchen vom Frühstück.
Bis zu unserem Ziel in Seesen kann es jetzt nicht mehr weit sein. Das Handy hält durch und ein erstes Radwegschild Richtung Seesen taucht auf. Jetzt geht es auf einmal schnell. Wir sind am Ziel der heutigen Reise. Sie war wirklich lang und anstrengend. Ich vermisse meine Pausentage, denn eigentlich wäre morgen ein Pausentag dran, aber die sind ja ersatzlos gestrichen 🙁 Beim Wein auf der Terrasse fragen wir schon mal nach dem Weg für morgen. Sowohl die Kellnerin als auch die junge Frau am Nebentisch wissen genau Bescheid und bestätigen uns, dass es dort einen Radweg gibt, der aber sehr steil sei. Über Nacht vergessen wir das alles wieder.

Endlich Seesen
Ziel Seesen

Paare am Wegesrand

Abends fällt mein Blick noch einmal auf die WhatsApp Nachrichten. Meine Freundin hat die Nachricht noch nicht erhalten. Wahrscheinlich hat sie mittlerweile eine andere Handynummer. Sie hat einen Hang dazu, ihr Handy zu verlieren, vielleicht hat sie mittlerweile auch ihre Nummer gewechselt. Schade, wir waren mal ein gutes Paar. 

Zahlen Daten Fakten

7. Tag von Wasbüttel nach Seesen

  • 104,29 Kilometer (geplant waren 79! was haben wir bloß wieder angestellt!)
  • 12 – 26 Grad
  • 370 Höhenmeter
  • Keine Antwort auf meine Nachricht