Tag 12 Walldorf bis Bergrheinfeld – Endlich Navigation!

Tag 12 Walldorf bis Bergrheinfeld – Endlich Navigation!

7. September 2018 0 Von Manuela

Es funktioniert! Wir geben ein Ziel ein und das Handy kennt den Weg. Was für eine Erleichterung.

Okay, wir geben auch irgendwie die Verantwortung ab und wenn es mal keinen Strom mehr gibt, sind wir aufgeschmissen. Vielleicht verlernen wir auch das Kartenlesen… doch das ist uns völlig egal!
Kartenlesen konnte ich nachweislich sowieso noch nie und die Verantwortung kann jetzt gerne mein Handy oder die Technik oder die Appentwickler oder wer auch immer haben. Ich genieße den Weg und bin wirklich glücklich, dass wir jetzt genau wissen, was uns erwartet… zumindest theoretisch. 

Praktisch ist es noch nicht. Nicht immer aber meistens bleibt das Display dunkel ist, sobald ich das Handy im Querformat halte. Hochformatig funktioniert alles, aber so hält es in der selbstgebastelten Befestigung an der Lenkertasche nicht. Vielleicht ist mein Handy kaputt? Das wäre natürlich fatal.

Jedenfalls muss ich es immer heraus nehmen, wenn wir nicht sicher sind, wo es lang geht. Einhändiges Fahren mit taubem Finger (ja, leider immer noch, wird auch erst nach zwei Wochen zu Hause vorbei sein) ist auch keine gute Idee. Die Kopfhörer funktionieren nicht, sie sind zu leise, vor allem neben der Straße.
 
Der Zufall ist dann auf unserer Seite. Am Anfang funktioniert das Display  auch im Querformat. Nachdem die Sonne immer heißer wird, hole ich die Sonnenbrille raus und jetzt ist das Display wieder schwarz. Ich nehme die Sonnenbrille ab, das Display funktioniert wieder. Daran liegt es! Da wäre ich ja im Leben nicht drauf gekommen!

Mein Bruder erzählt mir am Abend, dass ihm das Phänomen bekannt sei. Es liegt an der polarisierten Sonnenbrille und der Extinktion lese ich später im Netz. Egal, Brille ab und alles funktioniert. Jetzt ist die Sucherei endgültig vorbei!

Ich werde sie definitiv nicht vermissen.

Navigation von Walldorf bis Bergrheinfeld
Navigation Komoot

Schlösser an der Brücke

Es ist ja immer noch mein Hochzeitstag. Wahrscheinlich fällt mir deshalb das einsame Schloss an einer Brücke über die Werra auf. Es ist wirklich das einzige, wahrscheinlich ist es das erste und weitere werden folgen. Warum machen Paare das eigentlich? In Berlin ist das sogar eine Ordnungswidrigkeit habe ich gehört. Und wer nach einer Trennung für die Entfernung des Schlosses zuständig?
Aber vielleicht hält der Bund der Liebe durch so ein Schloss an der Brücke tatsächlich länger?
Hat das mal jemand untersucht?

Walldorf bis Bergrheinfeld
Ein Liebesschloss

Erschöpfung

Wir fahren zielstrebig weiter, an Neustadt an der Saale vorbei bis Männerstadt, dort gibt es Mittagessen und vor allem auch Strom für das Handy und den Akku vom Fahrrad. Ab jetzt brauchen wir immer zwei Steckdosen, sobald wir eine Pause machen, denn die App braucht viel Energie. Soll sie haben! Als Backup habe ich noch eine geladene Powerbar dabei, damit wir bloß nicht wieder den Weg suchen müssen. 

Heute ist ein heißer Tag, das spüre ich deutlich und ich sehe es auch auf dem Display an der Sparkasse gegenüber. Es zeigt 36 Grad. 
Nach der Mittagspause geht es weiter bergauf und ein bisschen bergab. Ich quäle mich ziemlich und bin kurz davor Astrid vom Rad zu schubsen und mit ihrem weiter zu fahren. Sie wartet geduldig bei jedem Hügel oben, ich könnte schieben, dann käme sie mir helfen und ich würde dann einfach ihr Rad nehmen.

Mach ich natürlich nicht, sind nur so Gedanken, die einem bei 36 Grad durchs Hirn wabern. Sie zeigen mir allerdings, dass ich jetzt sofort eine Pause brauche. Wir sind in einem Ort, der kein Cafè, keinen Bäcker und auch sonst nur Einfamilienhäuser zu bieten hat. Aber es gibt einen Getränkeverkauf. Sieht so aus, als wäre das eine einfach Garage. Wir fragen nach einem Bäcker oder ähnlichem.
„Gibt es alles nicht aber ich koche euch einen Kaffee“ sagt die Frau, stellt Tische, Stühle und einen Schirm auf, bringt uns vor dem Kaffee noch kalte Getränke und ein Verlängerungskabel, mit dem wir unsere Akkus wieder laden können.

Was für eine Gastfreundschaft! DANKE, diese Frau hat uns das Leben gerettet. Es fühlt sich wirklich genau so an! Toll, dass es solche Menschen gibt. 

Walldorf bis Bergrheinfeld
Hitze! Schon wieder über 35 Grad

50er Jahre Design

Beim Kaffee leistet uns noch ein Mann Gesellschaft und er verrät uns, dass es bis Schweinfurt hauptsächlich bergab geht. Wunderbar!
Nach der Pause geht es gestärkt weiter. Es geht zwar noch ein bisschen bergauf, aber dann bewahrheitet sich seine Prophezeiung.
Alles andere hätte ich auch nicht mehr geschafft. Ein paar wenige Hügel liegen noch vor uns und dann können wir die Räder laufen lassen.
Was für eine Erleichterung
Relativ spät erreichen wir unser Hotel in Bergrheinfeld. An der Einrichtung im Hotel Astoria wurde bestimmt seit den 50er Jahren nichts verändert. Es ist gut gepflegt und mir gefällt das spezielle Design.

Kirchweih und Gewitter

Die akustische Untermalung der heutigen Nacht ist ähnlich schlafraubend wie die letzte. Sie beginnt mit einem heftigen Sommergewitter und endet mit Partygeräuschen. Es ist Kirchweih in Bergrheinfeld. Leider genau vor unserem Fenster.

Eine weitere Nacht mit wenig Schlaf. Morgen sollten wir bei der Buchung nicht nur nach dem Preis fragen sondern auch nach den zu erwartenden Geräuschen. Okay, so ein Gewitter kann niemand vorhersagen und schön anzusehen ist es ja auch.

Es bleibt leider auch nicht das letzte Gewitter auf dieser Tour.

Walldorf bis Bergrheinfeld

Paare am Wegesrand

Seit 60 Jahren betreibt sie mit ihrem Mann das Hotel, erzählt uns die Vermietern am nächsten Morgen auf dem Weg zu unseren Fahrrädern. Die sind ein paar Ecken weiter in einem anderen Gebäude untergebracht.

Ihre Kinder helfen auch schon seit ein paar Jahren, ein echter Familienbetrieb. „Wenn wir nicht mehr sind, werden die wohl nicht weiter machen“ sagt sie. In Rente möchten die beide Alten aber noch nicht gehen, denn das sei langweilig sagt sie.

Kommt drauf an, denke ich. Die Kinder wären vielleicht froh, denn besonders glücklich haben sie beim servieren des Frühstücks nicht gewirkt. Kann aber auch am Kirchweih Fest gelegen haben. 

Zahlen Daten Fakten

  • 18 – 36 Grad
  • 88,21 Kilomter
  • 40,5 maximale Geschwindigkeit
  • 16,6 durchschnittliche Geschwindigkeit
  • 580 Höhenmeter