
Tag 14 Creglingen bis Ellwangen – Auf und Ab
Die grüne Wand
Das liebliche Taubertal zeigt sich gleich am frühen Morgen in seiner ganzen Härte. Wir stehen nach 200 Metern hinter dem Ortsausgang von Creglingen vor einer grünen Wand. Es geht steil bergauf, mitten durch den Wald. BÄM! Wir müssen schieben! Sogar Astrid kann mit dem E-Bike nicht rauffahren. Es ist viel zu steil. Keuchend und mit vereinten Kräften schaffen wir es, oben an zu kommen. Das wird doch hoffentlich nicht so weitergehen?!
Es sieht so aus, als hätte die App diesmal einen Wanderweg für uns rausgesucht. Das kann doch kein Radweg sein. Habe ich sie etwa aus Versehen auf Wandern statt Radfahren eingestellt?
Zum Glück ist der Anstieg aber nach ca. 20 Minuten geschafft und wir sind raus aus dem Wald. Vor uns liegt ein asphaltierter Weg durch die Felder. Okay, wir können wieder fahren.
Auf und Ab
Jetzt ist es auch eindeutig die Radroute, sie ist fast immer asphaltiert oder befestigt. Es geht durch viele kleine Dörfer. Die Straßen sind menschenleer und auch zwischen den Feldern sind wir allein. Kein Wunder, schließlich ist es früh am Sonntagmorgen. Selten habe ich mich so frei und fröhlich gefühlt.
Diesen Weg hätten wir mit Karte und Handy niemals gefunden. Es gibt keine Hinweisschilder und falls doch, sollen wir ihnen laut App meistens gar nicht folgen. Kontinuierlich geht es hoch und runter. Das macht wirklich Spaß, meistens reicht der Schwung von der Schussfahrt, um den direkt folgenden Anstieg bis nach oben zu schaffen, ohne sich besonders anstrengen zu müssen.
Der Berg schenkt alle Anstrengungen zurück, hat mir meine Freundin mal gesagt, die aus Österreich kommt und ständig mit dem Rad solche und härtere Touren fährt. Jetzt weiß ich, was sie meint. Radfahren ohne Berge kommt mir auf einmal langweilig vor.

Pizza
In Wallhausen gibt es Mittagessen. Der Kellner serviert uns die, seiner Meinung nach, beste Pizza der Welt. Leider stimmt das nicht.
Die beste Pizza der Welt gibt es nämlich schon und zwar in Berlin am ZOB im Ristorante Terminale. Das Lokal ist klein und direkt neben dem Taxistand, ohne besonderen Charme. Trotzdem liebe ich diese Pizza!
Hier in Wallhausen ist die Pizza okay, allerdings mit zu viel Käse und der Teig ist auch zu dick. Das Abendessen wird gestrichen.
Dafür ist der Kellner aber besonders freundlich und offensichtlich sehr beliebt bei seinen Gästen. Alle plaudern mit ihm als gehöre er zur Familie. Auch zu uns ist er freundlich und hilfsbereit, ohne aufdringlich zu sein.
Eine hohe Kunst, die wirklich selten zu finden ist.
Kuriose Gestalten
Wenn man so mit dem Rad durch Deutschland fährt, sieht man viele traumhaft schöne Landschaften, bezaubernde Altstädte und quirlige Touristengegenden.
Aber es gibt auch Dinge, die einem Rätsel aufgeben. Kuriose Gestalten stehen in Stein gemeißelt plötzlich auf dem Marktplatz oder irgendwo am Wegesrand.
Manchmal haben sie eine Funktion, z.B. als Brunnen oder Sitzgelegenheit. Viel häufiger sind sie aber einfach nur da. Wer macht sich die Mühe, diese Figuren herzustellen und was wollen sie uns sagen?
Ellwangen
Heute sind wir früh an unserem Hotel. Nach den ersten Höhenmetern lief es wirklich super. So früh waren wir noch nie am Zielort. Das scheint auch keine so gute Idee zu sein. Es ist 15:30 Uhr und die Tür des Hotels ist verschlossen! Ein Radfahrerpaar steht vor derselben Situation, auch sie wollen rein und können nicht. Ratlos schauen wir uns an. Es gibt eine Klingel aber niemand reagiert auf unser Läuten.
Natürlich rufen wir an. Am Telefon erfahren wir, dass der Schlüssel in einem der zahlreichen Briefkästen versteckt sei. Dazu bräuchten wir nur den Code eingeben, der uns genannt wird. Dann könnten wir in unser Zimmer gehen. Die Rezeption sei ab 17.00 Uhr besetzt. Wir tippen und haben den Schlüssel.
Während wir die Fahrräder absatteln, telefoniert das andere Paar ebenfalls mit dem Hotelangestellten. Sie sollen den gleichen Briefkasten öffnen, der ist natürlich leer, denn schließlich haben wir gerade den Schlüssel heraus genommen. Zimmer 211 sei für sie gebucht und der Schlüssel solle in dem Briefkasten sein, sagt der Mann. Das ist die Zimmernummer, die auf unserem Schlüssel steht. Keinesfalls geben wir den Schlüssel jetzt einfach wieder her!
Ein weiterer Code für einen anderen Briefkasten wird genannt. Dort befindet sich der Schlüssel zu Zimmer 111 und eine schriftliche Reservierung auf meinen Namen. Eine einfache Verwechselung. Wir tauschen die Schlüssel und alles ist gut.
Zum Glück sind wir genau zur selben Zeit angekommen. Zufälle gibt’s!

Paare am Wegesrand
Als Astrid mal wieder unterwegs ist und nach Wasser sucht, sitze ich schon draußen im Biergarten des Hotels und schreibe ein bisschen an dem Blog. Am Nebentisch sitzt eine schwangere Frau mit einem Mann und einem etwa 5 jährigen Kind. Ich nehme an, dass sie eine Familie sind.
Nach dem Essen geht das Kind auf den Spielplatz. Er holt sein Handy raus und ist ab dem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr anwesend. Sie versucht ein Gespräch anzufangen aber es gelingt ihr nicht. Mürrisch schweigend sitzt sie ihm mindestens 30 Minuten gegenüber. Er beachtet sie nicht.
Ich frage mich die ganze Zeit, ob sie denn kein eigenes Handy hat?

Zahlen Daten Fakten
13. Tag von Creglingen bis Ellwangen
- 19 bis 32 Grad
- 74,23 Kilometer
- 49,8 maximale Geschwindigkeit
- 16,6 durchschnittliche Geschwindigkeit
- 680 Höhenmeter