
Tag 13 Bergrheinfeld bis Creglingen – Weinfelder und Schäufele
Manchmal ist es trotz der App noch ein bisschen schwierig, den richtigen Weg zu finden. Zum Beispiel, wenn im Kreisverkehr Radwegschilder etwas ganz anderes anzeigen als die App, dann wollen wir intuitiv den Schildern folgen. Allerdings sagt dann die App sofort, dass wir umdrehen sollen, das tun wir dann natürlich auch.
Beim Start in Bergrheinfeld kostet uns das noch ein paar Umdrehungen im Kreisverkehr aber dann ist alles gut und wir lassen uns brav führen.
Es geht am Main entlang durch riesige Weinfelder. Die morgendliche Kühle ist herrlich und wir genießen jeden Tritt in die Pedale. Zweimal überqueren wir den Main mit der Fähre, auch das auf Anraten der App.
Was für eine traumhafte Tour. Wein ist toll, in jeder Form!
Der Körper
Wie geht eigentlich so ein Körper mit dem ständigen Fahrradfahren um? Ist er überhaupt dafür geschaffen? Meistens denke ich ja, aber manchmal kommt es mir auch so vor, als wäre es eine unnatürliche Haltung und wir sollten lieber wandern. Allerdings hasse ich wandern. Meine Knie hassen das auch.
Meine Knie und ich lieben Radfahren. Der Hintern ist manchmal anderer Meinung, dann bekommt er Heilsalbe und alles ist wieder gut. Ein bisschen Arnika gegen blaue Flecken und Magnesium gegen Krämpfe haben wir noch dabei. Sonst nichts.
Den Muskelaufbau verhindern wir durch das Glas Rotwein am Abend. Jedenfalls behaupten das die Wissenschaftler. Sie sagen, Alkohol verhindere nicht nur den Muskelaufbau, er baue diese sogar ab. Ich kann nur sagen, das stimmt nicht!
Noch nie hatte ich so muskulöse Beine, auch wenn die Muskeln unter der Cellulite nicht ganz so gut zur Geltung kommen. Ich spüre sie und freue mich jeden Tag über die Bewegung, denn sonst sitze ich meistens am Computer.
Muskelkater haben wir auch schon lange nicht mehr und bis auf den tauben Finger, der mich den Rest der Reise begleitet, keinerlei körperliche Probleme, was für ein Glück.

Schäufele bei 34 Grad
Der Weg führt uns immer weiter den Main entlang, manchmal geht es auch hoch in die Weinberge. Das ist ziemlich anstrengend, aber ich nutze die Technik des Serpentinenfahrens. Das bedeutet, dass ich nicht gerade dem Weg folge, sondern in Schlangenlinien fahre, als wäre ich betrunken. Das geht sehr viel leichter, dauert allerdings länger. Astrid muss Geduld haben bei diesen Strecken. Hat sie!
In Ochsenfurt machen wir Mittagspause. Wir sind in Unterfranken und hier gibt es Schäufele. Das ist die Schulter eines armen Schweins, das extra dafür streben musste. Astrid stört das nicht, sie bestellt. Ein riesiger Fleischberg wird geliefert und sie isst! Bei 34 Grad sitzt sie munter am Tisch und lässt kein Fitzelchen am Knochen zurück. Ich bin beeindruckt.
Auch die zünftigen Landsmänner am Nebentisch nicken anerkennend. Astrid ist eine schmale und schlanke Person, der man höchstens einen kleinen Salat zum Mittag zutrauen würde. Das allerdings ist mehr mein Part als Vegetarierin mit Hang zum Veganismus.
Auch, wenn mir das Tier leid tut, freue ich mich an der Begeisterung mit der Astrid die Knochen abnagt und bis zu den Ellbogen im Teller verschwindet.

Gaubahnradweg
Weiter geht es auf dem Gaubahnradweg bis Bieberehren. Der Radweg ist extrem schön. Es sind wenig andere Radfahrer unterwegs, vielleicht weil es mal wieder sehr heiß ist. Wir sind 34 Grad mittlerweile gewohnt. Es muss nur das Halstuch naß gemacht werden und über den Kopf gezogen, dann geht es.
Der Radweg führt vorbei an Feldern und durch schattige Wälder. Der Untergrund ist perfekt. Wieviele Bahnradwege es wohl in Deutschland gibt? Sie sind auf jeden Fall zu empfehlen. Ich finde mehr darüber im Netz. Das wäre doch mal ein Plan für die nächste Tour.
Aber noch haben wir diese ja noch nicht mal geschafft.

Bis hierhin ist alles gut gegangen
In Creglingen beschließen wir, dass es für heute reicht. Auch wenn die Fahrt durch das liebliche Taubertal wirklich lieblich ist. So ein Schäufele will auch verdaut werden und über 90 Kilometer sind ja auch nicht wenig.
Es sieht immer mehr so aus, dass wir unser die ganze Strecke schaffen. Noch wollen wir nicht zu optimistisch sein, wer weiß was noch kommt. Schließlich sagten bisher alle, dass das Taubertal ziemlich anstrengend zu fahren sei. Auch der Vermieter in der Pension sagt uns, dass es hier noch ziemlich bergauf geht. Wir lassen uns nicht einschüchtern, nützt ja auch nix. Es geht immer Richtung Süden und bis jetzt konnten wir alles gut fahren.
Dieser Gedanke wird sich am nächsten Tag als zu optimistisch herausstellen. Er passt ganz gut zu dem Witz über den Mann, der aus dem 5 Stockwerk springt, weil er behauptet fliegen zu können, während er am 4. Stockwerk vorbei fliegt denkt er, „bis hierhin ist doch alles gut gegangen!“
Das denken wir bis zum nächsten Morgen auch!
Paare am Wegesrand
Die Pension wird von einem älteren Paar betrieben. Der Sohn hat ein riesiges Haus genau gegenüber gebaut, es ist noch nicht fertig. Als er uns die Schlüssel gibt, trägt er ein T-Shirt mit der Aufschrift Alex der Baumeister. Den Titel hat er sich bestimmt verdient. Jeder, der ein eigenes Haus baut, sollte ihn verliehen bekommen.
Wir vermuten, dass das Haus auch für die Eltern geplant ist, denn für ein junges Paar mit Kind scheint es viel zu groß. Beim Frühstück am nächsten Morgen fragen wir die Pensionswirtin. „Nein, auf keinen Fall! Das Haus hat zwar auch eine Einliegerwohnung, in der die beiden mit dem Enkelkind während der Bauphase wohnen, aber die wird später vermietet. Wir sind so schon nah genug beieinander.“
Ja, da stimme ich ihr zu. Durch meinen Beruf weiß ich, wie leicht die Nähe zu den Eltern oder Schwiegereltern zum Problem werden kann.
Zahlen Daten Fakten
- 20 – 34 Grad
- 94,04 Kilometer
- 41,7 Maximale Geschwindigkeit
- 17,9 Durchschnittliche Geschwindigkeit
- 480 Höhenmeter
- 1 Schäufele